Heftige Gewitter Anfang August 2019 im Raum Karlsruhe
Am Abend des 06. August 2019 zog zwischen 20 und 21 MESZ ein besonders kräftiges Gewitter von Westen kommend über das Rheintal ostwärts.
Die heftigsten Wettererscheinungen traten am Südrand des Gewitterkomplexes auf; das Foto der Webcam im Physikhochhaus des KIT zeigt aus einiger Entfernung den Blick in Richtung Südsüdwesten auf den sich nähernden Gewitterkomplex.
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Die turbulenten Wolkenstrukturen am linken (östlichen) Vorderrand markieren den Bereich mit den größten Windgeschwindigkeiten, der rote Pfeil zeigt dessen Verlagerungsrichtung an. Vor allem in einem einige Kilometer breiten Streifen zwischen Ettlingen und Malsch und nach Osten hin richteten die Windböen etliche Schäden an; viele Bäume stürzten um oder brachen ab, von einzeln stehenden Obstbäumen blieb kaum einer unversehrt. Das Schadenbild lässt auf Windgeschwindigkeiten schließen, die dort durchaus Orkanstärke (119 km/h) erreicht haben konnten. Die offizielle Station des Deutschen Wetterdienstes in Rheinstetten registrierte Böen bis 85 km/h.
In etwas abgeschwächter Form überquerte das Gewitter auch das Stadtgebiet von Karlsruhe. Die Messwerte auf dem Dach des Physikhochhauses geben einen guten Eindruck von der großen Dynamik, die einem solchen Gewitterkomplex innewohnt: Das plötzliche Eintreffen der aus dem Gewitter herausstürzenden Kaltluft ging mit Sturmböen einher (21 m/s bzw. 76 km/h), die Temperatur sank innerhalb weniger Minuten um 8 K (von 26 auf 18°C), der Luftdruck stieg um 3.5 hPa an und Starkregen setzte ein, der sich innerhalb von 20 Minuten auf immerhin 14 mm summierte.
Nicht minder heftig waren die Gewitter, die am Abend des 9. August 2019 Teile des Stadt- und Landkreises Karlsruhe überquerten.
Sie verursachten insbesondere im Nordteil des Landkreises Karlsruhe einige Sturmschäden. Die Webcam des IMK auf dem Physikhochhaus des KIT blickt in Richtung Nordnordost und zeigt eine eindrucksvolle Wolkenwalze.
Ein KLICK öffnet ein Zeitraffervideo der Webcam Nord Physikhochhaus, Karlsruhe |
Die Bezeichnung für eine solche Wolkenform lautet „arcus“ und bezeichnet eine Wolkenwalze, die sich gelegentlich am Vorderrand und unter dem Wolkenkomplex eines heftigen Gewitters formiert. Das Wolkengebilde ist entlang einer horizontalen Achse orientiert. Auf seiner Vorderseite (im Bild rechts) strömt feucht-warme Luft in den Gewitterkomplex ein, steigt auf, der enthaltene Wasserdampf kondensiert und wird als Wolke sichtbar. Auf dessen Rückseite und im Bereich des Niederschlags stürzt dagegen aus der hochreichenden Gewitterwolke (Cumulonimbus) Kaltluft zur Erdoberfläche. Unmittelbar mit Eintreffen der arcus-Wolke und noch vor Einsetzen des Niederschlags muss mit urplötzlich und heftig auffrischendem Wind gerechnet werden. In Böen kann der Wind dabei durchaus Sturmstärke (75 km/h) und nicht selten sogar Orkanstärke (119 km/h) erreichen. Bis zum ebenfalls urplötzlich einsetzenden heftigen Starkregen oder sogar Hagel dauert es dann nur noch wenige Minuten. Auf dem Dach des Physikhochhauses registrierte der Windmesser des IMK Böen bis 86 km/h (24 m/s).
Analyse: Dipl.-Met. Bernhard Mühr