Außergewöhnliche Schwergewitter mit großem Hagel in Juni 2019
In dem Zeitraum vom 10. bis 12. Juni 2019 verursachten mehrere Schwergewitter, die mit Hagel, Starkniederschlägen und schweren Sturmböen verbunden waren, im Südosten und Osten Deutschlands erhebliche Schäden an Gebäuden, Fahrzeugen, Infrastruktureinrichtungen und in der Landwirtschaft. Betroffen von großem Hagel mit einem Durchmesser von bis zu 6 cm waren am Pfingstmontag, 10. Juni, vor allem viele Vororte Münchens sowie die Landkreise Freising, Dachau, Landsberg/Lech, Ammersee und Wörthsee sowie der Landkreis Kaufbeuren. Zahllose Bäume stürzten durch Orkanböen bis 120 km/h um, im Bahnverkehr kam es zu erheblichen Einschränkungen, und auch am Flughafen München kam es zu Verspätungen und Flugausfällen.
An den nächsten beiden Tagen entwickelten sich vor allem im Osten Deutschlands zahlreiche Gewitter, die teilweise auch von Starkregen und Hagel begleitet waren. Unter anderem führten diese im Großraum Berlin zu starken Beeinträchtigungen. Am 11. Juni meldete die Station Berlin-Buch eine Regensumme von 46,2 mm in einer Stunde, etwas weiter im Nordosten meldete Ueckermünde in Mecklenburg-Vorpommern schwere Sturmböen bis 89 km/h. Am 12. Juni wurde im sächsischen Tauscha, rund 20 km nördlich von Dresden, ein Tornado beobachtet, der an 30 bis 40 Häusern erhebliche Schäden verursachte.
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) schätzte die Schadensumme der drei Tage eine Woche nach dem Ereignis auf 650 Millionen Euro (Elementar und Kasko). Zwar erreichten die Schäden nicht die Größenordnung wie bei dem berühmten Münchner Hagel-sturm 1984 oder bei der Unwetterepisode im Juli 2013 mit schweren Hagelschäden bei Reutlingen und Wolfsburg – dennoch zählt das Ereignis zu den zehn schadenträchtigsten Hagelunwettern der letzten 20 Jahre.
In Rahmen der Forensic Disaster Analysis des Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology (CEDIM), einer interdisziplinäre Forschungseinrichtung am KIT im Bereich Naturkatastrophen und Katastrophenmanagements, stellen Mitarbeiter der Arbeitsgruppe „Atmosphärische Risiken“ im Rahmen eines Kurzberichts erste Analysen zu dem Ereignis vor:
https://www.cedim.kit.edu/2933.php
bzw. direkter Link:
https://www.cedim.kit.edu/download/FDA_Hagel_2019_report1.pdf
Abbildung 1: Hagel in Bayern am 10. Juni 2019 (Foto: Marco Kaschuba).
Abbildung 2: Räumliche Verteilung der ESWD-Meldungen vom 10. bis zum 12. Juni 2019 zu Hagel (▲), Starkregen (●), konvektiven Windböen (■) und Tornadoereignissen (★) in Deutschland; die Farben spiegeln den Tag der Ereignisse wider.
Abbildung 3: Gewitter- und Hagelzüge am 10. Juni (Ausschnitt Bayern) mit Konturen der 55-dBZ Radarreflektivität (Isolinien) und Meldungen der ESWD (Farbe; links), Overshooting Top (OT)-Detektionen basierend auf MSG Satellitendaten (Mitte) und Hagelzug (blaue Kontur) mit unterlegten Wertekonzentrationen (Kapitelstock Bezug 2016; rechts).
[Arbeitsgruppe: Atmosphärische Risiken]
Autor: Susanna Mohr
25.07.2019