Internationaler NAWDIC “Dry Run”

Beim sogenannten “Dry Run” für die NAWDIC.Kampagne Ende Januar 2025 stellte das internationale NAWDIC-Team realistische Kampagnenbedingungen nach und erstellte virtuelle Flugpläne für die drei beteiligten Forschungsflugzeuge.

In weniger als einem Jahr wird die internationale Forschungs-Kampagne „North Atlantic Waveguide, Dry Intrusion and Downstream Impact Campaign“ (NAWDIC) im Bereich des euopäischen Nordatlantik stattfinden (https://www.nawdic.kit.edu/). Das übergeordnete Ziel der vom IMKTRO koordinierten Kampagne ist es, unser Verständnis dynamischer und physikalischer Prozesse über verschiedene Skalen hinweg in außertropischen Zyklonen zu verbessern, da diese häufig zu Wetterereignissen mit hoher Auswirkung führen – wie zum Beispiel extremen Windböen oder starkem Niederschlag.
Die Forschungskampagne umfasst Messungen mit drei europäische Forschungsflugzeuge, die von Irland und Frankreich aus operieren werden, sowie mit dem KITcube (https://www.kitcube.kit.edu/), welcher an der Westküste Frankreichs eingesetzt wird. Zahlreiche deutsche und internationale Forschungseinrichtungen tragen zur Kampagne bei. Eine so groß angelegte Forschungskampagne erfordert eine umfassende Vorbereitung, insbesondere in Bezug auf die Koordination von Messstrategien und Flugplänen. Daher fand Ende Januar 2025 für zwei Wochen der hybride NAWDIC „Dry Run“ statt (https://www.nawdic.kit.edu/24.php).
Während des Dry Runs simulierten alle Teilnehmenden realistische Kampagnenbedingungen. Dazu gehört unter anderem die Erstellung detaillierter Flugpläne über dem Nordatlantik für die jeweiligen Wettersituationen. Die Flugplanung bringt verschiedene Herausforderungen mit sich, wie beispielsweise Unsicherheiten in der Wettervorhersage, Einschränkungen im Luftverkehr, Limitierungen der eingesetzten Messinstrumente sowie die Koordinierung der drei Flugzeuge.
Um die Flugplanung unter realistischen Bedingungen zu üben, wurden aktuelle Wettervorhersagedaten des European Centre for Medium-Range Weather Forecasts (ECMWF) genutzt und zur Visualisierung der Wetterbedingungen entlang der virtuellen Flugrouten verwendet (Abb. 1). Die untenstehende Abbildung 1a zeigt einen Flugplan für das deutsche Langstrecken-Forschungsflugzeug HALO. In diesem Szenario besteht das Ziel darin, die mesoskalige Struktur der Kaltfront sowie die Struktur des oberen Jet Streams mithilfe von Fernerkundungsinstrumenten und dem KITsonde-Dropsondensystem zu untersuchen. Ein typischer (virtueller) Kampagnentag bestand aus einem General Planning Meeting am Morgen, um anstehende Flugoptionen zu besprechen und zu koordinieren, kleineren Arbeitsgruppentreffen für die individuellen Flugmissionen während des Tages sowie detaillierten Wettervorhersagediskussionen am Nachmittag.  
Dank des großen Engagements aller Teilnehmenden war die zweiwöchige Veranstaltung ein voller Erfolg – der Dry Run brachte wertvolle Erfahrungen, eine Vielzahl unterschiedlicher Flugszenarien und eine gesteigerte Motivation aller Beteiligten mit sich. Nun blicken wir mit Vorfreude auf Januar 2026 und den Start der NAWDIC-Kampagne.

(a) Beispiel einer virtuelle Flugroute (blaue Linie), die während des NAWDIC Dry Run geplant wurde, um die Struktur der Kaltfront (Wegpunkte 1-2, 3-4), Prozesse im Kaltsektor (Wegpunkte 2-3) sowie die atmosphärischen Bedingungen in der Jetstream-Region (Wegpunkte 5-6, 7-8) zu untersuchen. Dargestellt sind die äquivalente potenzielle Temperatur und die geopotenzielle Höhe (weiße Konturen) in der unteren Troposphäre. (b) Virtueller Vertikalschnitt entlang der Flugroute (blaue Linie), der die Wolkenstruktur sowie die Windgeschwindigkeit (rote Konturen) zeigt. Die blaue Linie stellt die Flughöhe von HALO dar.