Prof. Pinto als Sachverständiger zum Ahr/Erft Flutereignis im Juli 2021 geladen

Prof. Joaquim Pinto tritt als Sachverständiger im parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Landes NRW zum Ahr/Erft Flutereignis im Juli 2021 auf

Im Rahmen der Aufarbeitung der Flutkatastrophe an Ahr und Erft im Juli 2021 fand am 14.01.2022 die neunte Sitzung des Untersuchungsausschusses des Landtags NRW statt, zu der an diesem Tag Prof. Dr. Joaquim G. Pinto (IMK-TRO) als Sachverständiger zur Vernehmung geladen war

Bei der über zweistündigen Vernehmung stand vor allem die Frage nach der Vorhersagbarkeit der enormen Regensummen, welche die Flutkatastrophe auslösten, im Fokus [1]. Die extremen Niederschlagsmengen zwischen 100 und 150 mm/Tag sorgten im Westen Deutschlands sowie in angrenzenden Teilen Belgiens, Luxemburg und den Niederlanden am 13. und 14. Juli 2021 zu starken Überflutungen mit mehr als 180 Todesopfern und Sachschäden von weit mehr als 10 Milliarden Euro allein in Deutschland.  An der Ahr wurden beispielsweise neue Rekordabflüsse und Pegelstände während des Ereignisses erreicht [2]. Diese enormen Regenmengen (bis zu ein Viertel des mittleren Jahresniederschlages), so berichtete Prof. Dr. J. Pinto, seien bereits ab dem 12. Juli für Westdeutschland durch die Vorhersagemodelle des Deutschen Wetterdienstes (DWD) prognostiziert worden, auch wenn die gefährdeten Regionen / Flusseinzugsgebiete zu dem Zeitpunkt noch nicht genau eingegrenzt werden konnten [3]. „Am frühen Nachmittag des 13. Juli konnte der Schwerpunkt der Niederschläge auf das Grenzgebiet zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz eingegrenzt werden“. Allerdings ist in einem Gebiet wie der Eifel eine präzise Vorhersage welche Täler betroffen sein werden, erst drei bis sechs Stunden vor dem Ereignis möglich. „Es ist und bleibt eine politische Entscheidung, ob und wann bei einer punktgenau unsicheren Vorhersage die Bevölkerung gewarnt und evakuiert wird“ so Pinto.

Verwüstungen in Bad Münstereifel

Mit seiner Forschungsgruppe am IMK-TRO beschäftigt sich Prof. Dr. J. Pinto bereits seit langem mit der Diagnostik von meteorologischen Extremereignissen sowie der Frage nach den Auswirkungen des Klimawandels auf solche Ereignisse. So forscht Prof. Dr. J. Pinto aktuell im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekt ClimXtreme [5] an eben solchen Fragestellungen. Im Rahmen des ClimXtreme-Projektes wurde eine Stellungname zur Einordnung des aktuellen Ereignisses gegeben [6]. Das Ereignis spiegelt sich in den zentralen Fragen des Projektes wider, die sich zum einen damit befassen, inwieweit der Klimawandel bereits zu extremeren Wetterereignissen geführt hat und ob der zukünftige Klimawandel das Auftreten extremer Wetterereignisse verändern wird (sogenannte Attributionsforschung [6]).

Mehrere Arbeitsgruppen am IMK-TRO [7] beschäftigen sich in verschiedenen Forschungsprojekten mit der Beobachtung, Vorhersagbarkeit und den Auswirkungen von Extremereignissen sowie dem Einfluss des Klimawandels auf solche Ereignisse. Alle diese Forschungsergebnisse tragen zu einem besseren Verständnis der physikalischen Prozesse, die zu Extremereignissen führen, bei und liefern neue Erkenntnisse zu Charakteristika, Variabilität und Veränderung von Extremereignissen unter zukünftigen Klimabedingungen.

[1] https://www.landtag.nrw.de/home/aktuelles/meldungsarchiv/meldungen-berichte-und-informati/meldungen-und-berichte/2022/01/1301pua-v.html

[2] https://www.cedim.kit.edu/2926.php

[3] https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/untersuchungsausschuss-flut-landesumweltamt-100.html

[5] https://climxtreme.net

[6] https://climxtreme.net/index.php/en/component/content/article/33-news/42-lorem-ipsum?Itemid=486

[7] https://www.imk-tro.kit.edu/

Patrick Ludwig und Hendrik Feldmann, AG “Regionales Klima und Wettergefahren”