Ist die geplante "Große Grüne Mauer" im afrikanischen Sahel nachhaltig ?
Die meisten Menschen in der halbtrockenen afrikanischen Sahelzone mit ihrer schnell wachsenden Bevölkerung sind stark von der kleinbäuerlichen Landwirtschaft abhängig. Daher spielen die Wasserverfügbarkeit und die Fruchtbarkeit des Bodens eine wichtige Rolle bei der Erreichung der Ernährungssicherheit. Veränderungen der Landnutzung und -bedeckung, Bodendegradation, die Abhängigkeit vom Regenfeldbau und die begrenzte Anpassungsfähigkeit der sozioökonomischen Systeme sind in der Region zu einem Problem geworden, insbesondere nach der Dürre der 1970er und 1980er Jahre. Seitdem wurden verschiedene Resilienzstrategien vorgeschlagen, um die Landdegradation und die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. Eine davon ist die Wiederherstellung des Ökosystems durch den grünen Gürtel oder die „Great Green Wall“ (GGW)-Initiative, bei der ein mehr als 5000 km langer, zusammenhängender Gürtel aus Bäumen entlang der Sahelzone von Senegal bis Dschibuti gepflanzt werden soll.
"Die entscheidende Frage ist nun", so Prof. Dr. Andreas Fink, einer der Autoren einer aktuellen Studie zum GGW-Konzept, "ob dieser Ansatz tatsächlich nachhaltig ist". Das erfolgreiche Beispiel Nordchinas, wo ein GGW-Programm die Intensität der Staubstürme verringerte und den Zustand der Vegetation verbesserte, ist möglicherweise nicht ohne weiteres auf die Sahel-Sahara-Zone übertragbar. Bäume mit ihren tiefen Wurzeln neigen dazu, die Bodenfeuchtigkeit durch Transpiration zu verringern, so dass einheimische Sträucher für eine GGW effektiver sein könnten.
In der neuen Studie ermittelten Fink und seine Ko-Autoren die Grenzen der Vegetations- und Trockenheitsbedingungen, unterhalb derer eine Begrünung und landwirtschaftliche Produktivität in den am stärksten gefährdeten Regionen Afrikas, also der Sahelzone und der GGW-Region, von Natur aus unmöglich sind (siehe Abb. 1). Die Studie bewertet erstmals wissenschaftlich die Machbarkeit der für die GGW geplanten Zone, indem sie eine „Niederschlags-Eignungsschwelle“ für potenziell produktive Flächen definiert.
Die Ergebnisse zeigen, dass 1.337.535 km2 (43,5%) der Sahelzone bzw. 729.576 km2 (25,6%) der vorgeschlagenen GGW-Region für eine nachhaltige Bepflanzung wegen zu geringer Niederschläge und der natürlichen Bodenfruchtbarkeitsbedingungen nicht geeignet sind. Etwa 93,0 % der nicht geeigneten GGW-Fläche liegen östlich des 10. Längengrades in der zentralen und östlichen Sahelzone in den Ländern Tschad, Sudan und Eritrea.
"Daher ist die Investition in einen „Great Green Wall“ östlich dieses Längengrades ohne zusätzliche Bewässerung und eine sorgfältige Auswahl von trockenheitsresistenten Sträuchern und Bäumen sehr riskant", sagt Prof. Andreas Fink. Er kommt zu dem Schluss, dass die Idee eines Großen Grünen Bandes zwar politisch verlockend ist, weil sie die Zusammenarbeit der Sahel-Länder stärken und die Identitätsbildung der Menschen fördern könnte, dass aber eine rigorose Machbarkeitsuntersuchung dieses Projekts zwingend erforderlich ist, um sein Scheitern zu vermeiden.
Mehr Informationen:
Elagib, N. A., M. Khalifa, Z. Babker, A. A. Musa, A. H. Fink, 2021: Demarcating the rainfed unproductive zones in the African Sahel and Great Green Wall regions. Land Degrad Dev., 32, 1400-1411, doi: 10.1002/ldr.3793.
Arbeitsgruppe: "Atmosphärische Dynamik"